Martin Neumann's Blog

Dienstag, 17.Mai 2016
von Martin Neumann
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Tagebuch eines Erfinders – der lange Weg zurück

Als ich es endlich geschafft hatte, universe2go nach 2 langen Jahren sehr, sehr harter Arbeit endlich auf den Markt zu bringen habe ich wirklich ganz fest daran geglaubt, endlich aus Ziel gekommen zu sein. Es „geschafft“ zu haben. Das war vor 18 Monaten.

Ich bin immer noch sehr glücklich darüber, aber auch ernüchtert. Keine Pauken und Trompeten, kein Haleluja, kein großes Schulterklopfen, kein „jetzt mal die Füße hochlegen“. Stattdessen immer wieder neue Aufgaben, die bewältigt werden wollen. Produktionsprobleme, Verbesserungen, Finanzierungs-Kredite zurückzahlen (tatsächlich zahle ich diesen Monat die letzte Rate…).

Ich habe etwas wichtiges gelernt: Erfolgreich zu sein ist Einstellungssache. Nein, jetzt nicht, was Du vielleicht denkst: „Glaube nur ganz fest an dich und deinen Erfolg, dann wird er schon kommen.“ Das ist zwar nett als Aufputscher-Slogan für die Ameriko-philen unter uns (mich eingeschlossen ;-), aber ziemlich irrelevant.

Ich meine: Ab wann bist Du erfolgreich mit einer Sache? Nehmen wir zum Beispiel universe2go (wie komme ich nur gerade da drauf?)

Bist Du erfolgreich, 

…wenn Du die Idee das erste Mal ausprobierst und sie funktioniert? 

… wenn Du den ersten Prototypen gebaut hast?

… wenn Du es erfolgreich beim Patentamt eingereicht hast?

… wenn Du einen Produktionspartner gefunden hast?

… wenn Du eine erfolreiche Crowd-Funding Kampagne gemacht hast?

… wenn Du einen Vertriebspartner gefunden hast?

… wenn Du die Finanzmittel für die Entwicklung und Produktion aufgebracht hast?

… wenn die erste Produktion läuft?

… wenn das erste Gerät verkauft wurde?

… wenn es gute Kritiken bei Bloggern und von Zeitschriften bekommt?

… wenn Du genug Geräte verkauft hast, um die externen Ausgaben für die Entwicklung zu decken? (Sprich, dass Du das erste Mal aus dem Minus rauskommst…)

… wenn Du genug Geräte verkauft hast, damit deine investierte Arbeitszeit damit entlohnt wird? (Wochenende und Nachtarbeit nicht mitgerechnet)

… wenn Du genug Geräte verkauft hast, um das Geschäftrisiko zu kompensieren? (über 90% aller Startups scheitern)

… wenn Du genug Geräte verkauft hast, um die Opportunitätskosten zu kompensieren? (Du hättest in dieser Zeit ja auch was sinnvolles – äh wollte sagen – was lukratives 😉 – tun können)

… wenn Du genug Gerät verkauft hast, dass es auch ökonomisch betrachtet als erfolgreich gelten kann?

… wenn Du deinen Lebensunterhalt davon bestreiten kannst?

… wenn Du reich damit wirst?

… wenn deine Mama stolz auf dich ist?

So viele Aspekte und jeder davon hat einen legitimen Anspruch darauf als „Erfolgsdefinition“ oder „Meilenstein“ zu gelten. Und eine Flasche Schampus darüber zu öffnen – aber keine Angst, habe nicht bei jedem eine aufgemacht, aber noch ein paar kalt stehen  😉

Das hat der Erfolg mit der Dankbarkeit gemeinsam: Erfolg ist das, was Du in dir spürst. Spürst Du ihn nicht, nützt er dir nicht. Kann dir sogar schaden, wenn Du dich vom Erfolg im Außen abhängig machst.

Ich wollte schon als kleiner Junge gerne Erfinder sein. Hatte mich verlaufen und es war ein weiter Weg zurück. Er hat sich gelohnt.


Erfinder

Donnerstag, 24.Dezember 2015
von Martin Neumann
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Frohe Weihnachten

Ich wünsche allen Leserinnen und Lesern des morgenraums ein wunderschönes Weihnachtsfest mit einem friedvollen Lächeln im Gesicht. Lasst euch reich beschenken, oder noch besser: beschenkt andere reich. Atmet ein und atmet aus. Aber nicht so hektisch und nebenbei wie sonst immer. Atmet ein und spürt, dass ihr einatmet. Atmet aus und spürt, dass ihr ausatmet. Und das bitte nicht nur, weil euer Gürtel nach der Völlerei so eng sitzt und den Bauch einklemmt.

Lebe. Tue es. Und tue es oft.

Liebe & Licht

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Mittwoch, 16.Dezember 2015
von Martin Neumann
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It’s not the speed that kills you…

…it’s the sudden stop.

Am Sonntag Abend kam ich zu einer Unfallstelle. Ich war selbst nicht Zeuge des Hergangs, aber er hatte sich ungefähr 30 Sekunden vor meinem Eintreffen ereignet. Zwei Autos waren auf einer Schnellstraße frontal zusammen gestoßen. Zwei Wagen vor mir hielten mit angeschaltetem Warnblinker. Ich stieg aus und ging zur Unfallstelle. Vielleicht könnte ich helfen. Ein Mann und eine Frau stiegen aus dem einen Auto und konnten beide noch humpelnd gehen, unterstützt von anderen Menschen. Die Frau war bleich und stand unter Schock. Ich holte eine Isomatte aus meinem Auto so das wir sie hinlegen konnten. Ich hielt ihre Hand und sie klammerte sich an meine. Eine andere Frau hielt ihre Hand und wir beruhigten sie. Es tat ihr offensichtlich gut, dass wir da waren.

Ich sah, dass fünf weitere Helfer versuchten, die Fahrertür des anderen Wagens zu öffnen. Mit zunehmender Gewalt aber vergeblich. Ein Babysitz fiel aus dem Auto auf die Straße. Er war leer. Ich ging hin um zu helfen, sofern dies möglich war. Es bedurfte einer inneren Anstrengung dort hinzugehen. In dem Wagen saß ein junger Mann. Er war eingequetscht zwischen Konsole und Sitz. Sein Kopf hing leblos zur Seite. Auf eine eigenartige Weise wirkte es friedlich so als schliefe er. Ich betete für ihn, für seine Familie, für uns. Der erste Rettungswagen traf ein. Ich winkte ihn heran. Da ich an dieser Stelle nichts mehr tun könnte ging ich zurück zur Frau. In kurzer Folge trafen immer mehr Rettingskräfte ein. Die Szene verwandelt sich und hatte plötzlich etwas Kirmesartig hektisches. Zwei Retter diskutierten kurz darüber wer welche Person mitnimmt. Die Frau lag derweil alleine am Boden auf einer Bahre. Sie fing an zu zittern. Wie wichtig es doch ist, ihre Hand zu halten, dachte ich, doch dann wurde sie bereits angehoben und in einen der Rettungswagen gebracht. Auch nach nun mehr als 20 Minuten seit dem Unfall versuchte die Feuerwehr weiterhin den Mann aus dem Auto zu befreien. Ich verließ den Ort.

Es ist nicht nicht das erste Mal, dass ich an eine Unfallstelle gekommen bin. Aber das erste Mal, dass ich einen Unfalltoten gesehen habe. Der Tod trifft mich. Er macht mir klar, dass es jeden Moment vorbei sein kann. Wir können die Augen wieder woanders hin richten und weiter machen. Und genau das ist es, was wir tun müssen. Weiter gehen. Im Gewahrsein, wie wichtig es ist aufzuwachen. Aufzuwachen, bevor wir endgültig den letzten Schlaf beginnen. 

Liebe & Licht

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Mittwoch, 9.Dezember 2015
von Martin Neumann
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I´ll be back

  Ich werde zurück kehren hatte ich letztes Jahr geschrieben. Zurück kehren in meinen „normalen“ Arbeits- und Lebensrythmus, zu dem der morgenraum gehört. Hätte niemals gedacht, dass dies so schwer sein würde!

Zum ersten ist das dieses Projekt namens universe2go. Mein Erfinder-Baby. Es hat dieses Jahr weit mehr Aufmerksamkeit bedurft, als ich dachte. Viel, viel, Arbeit… 

Zum zweiten ist da dieses Kind namens Jonathan. Er hat dieses Jahr ebenfalls viel Aufmerksamkeit eingefordert und Spielzeit bedurft. Erwartungsgemäß 🙂

Ich hatte aufgrund der vielen Stunden am Computer eine gefrorene Schulter (dazu in einem anderen Beitrag mehr), hatte diverse Produktionsprobleme, war im finanziellen Tiefststand der letzten 20 Jahre angekommen, habe seit 5 Jahren keinen längeren (> 5 Tage) Urlaub mehr gemacht und daher das permanente Gefühl, eine Auszeit super-nötig und auch verdient zu haben. Aber woher die Zeit dafür nehmen, wenn nicht stehlen ? Bin 50 geworden und hatte nicht mal die Zeit und die Energie dies zu feiern.

Nun sehe ich Licht am Ende des Tunnels. Eine Halluzination? Scherz beiseite – die Situation hat sich merklich entspannt. Ich habe eine halbe Professur vertretungsweise angetreten, mit einer anderen Hälfte bleibe ich Erfinder-Untenehmer (bin ich der erste mit dieser Kombi? denn die Krankenversicherung hatte ihre arge Not damit, mich einzusortieren…). universe2go wächst und gedeiht. Jonathan wird jeden Tag älter. Ich finde wieder die Zeit für schöne Gespräche mit Freunden. Der Corsica-Urlaub für nächstes Jahr ist gebucht. Ich hoffe Nordlichter im März sehen zu dürfen. Und demnächst feiere ich mit meinem Freund Tom unseren 100.ten. 

Dieses Jahr war dennoch schön und äußerst wertvoll für mich. Es hat mich herausgefordert und mich gelehrt, wie wichtig es ist, auf mich zu achten. Das ist übrigens sehr, sehr wichtig für mich. Dabei haben mir liebe Menschen geholfen, und auch einige der Methoden, die ich im morgenraum beschrieben habe. Ohne dieses wäre ich sicher nun eines der vielen Burn-out-Opfer unserer Zeit geworden. Der Glaube daran, etwas sinnvolles zu tun, hat mich diese Zeit unbeschadet überstehen lassen. Und nicht nur das – ich fühle mich stärker und gleichzeitig viel weicher, im Sinne von Mitgefühl und Verstehen, als je zuvor.

Ironie? Letztes Jahr dachte ich, nachdem universe2go in der ersten Version auf dem Markt kam, das Wesentliche sei geschafft und nun bräche die Zeit der Entspannung an. Doch das Universum hat seine eigene Dynamik. Das Leben ist wie Seilchenspringen, auf und ab, auf und ab. Das Entscheidende ist, dass Du das auf genießt und dich beim Ab auf den bevorstehenden Sprung konzentrierst. Und vor allem, dass Du daran glaubst, dass es wirklich so ist: Auf und Ab, Auf und Ab. Der letzte Beitrag im morgenraum hieß Sonnenuntergang. Aber nach jeder Nacht, geht die Sonne wieder auf. 

No Doubt, I´ll be back

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Freitag, 7.August 2015
von Martin Neumann
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Und trotzdem losgehen…

Letztens habe ich einen TED-Vortrag von Le Pesce geschaut der in mir unwillkürlich inneren Widerstand auslöste. Aha, da gibt es etwas über mich zu lernen. Worum geht es? Sie sprach über 5 Wege, wie man seine Träume definitiv nicht verwirklichen kann. Sie ist sehr erfolgreich, bekam einen begehrten Studienplatz am MIT, arbeitete für Microsoft und Google und hat zwei erfolgreiche Bücher geschrieben. Und nun will sie jungen Unternehmern helfen, ihren Weg zu machen. Chapeau!

Was habe ich also für ein Problem? Alles was sie in dem Vortrag sagt unterschreibe ich 100%-tig. Und doch…

In unserer Gesellschaft hat der Helden-Mythos (siehe unten) einen subtilen Wandel erfahren. Er lautet heute: „Verfolge deinen Traum, sei entschlossen, arbeite hart, schätze jeden Schritt auf deinem Weg, gib dich nicht mit weniger als dem Besten zufrieden, gehe deinen eigenen Weg…“ Das alles findet sich in Pesce’s Vortrag wieder und ist im Prinzip richtig und gut. Doch dann folgt eine Ableitung, die uns so selbstverständlich erscheint, dass wir sie leicht übersehen: “ …und Du wirst erfolgreich sein!“ Sie ist doch erfolgreich, oder etwa nicht? Sie hat die Schritte befolgt und ist erfolgreich. Da muss doch ein kausaler Zusammenhang bestehen. Keine Erwähnung von Glück oder von Zufall. Doch diese Geschichte hat einen gewaltigen Haken. Sie ist total unrealistisch und irreführend. Pesce hat mit 17 einen Platz beim MIT bekommen und begründet dies damit, dass sie ja bis zu ihrem 17.ten Lebensjahr hart an sich und ihrem Erfolg gearbeitet hat. Das ist mit Sicherheit so. Aber was ist mit den Millionen! von anderen jungen Menschen weltweit, die dies ebenfalls getan haben und keinen renommierten Startplatz im Karriererennen bekommen haben?

Geschichten werden retrospektiv rationalisiert, soll heissen, wir erklären uns hinterher, warum es so kommen musste, wie es gekommen ist. Wir suchen und finden die Gründe für den Erfolg ebenso, wie für den Misserfolg. Wir finden sie immer. Darin ist das menschliche Gehirn unschlagbar. Wie war das bei der jungen Brasilianerin Pesce? Wir wissen es nicht, daher hier eine (realistische!?) Spekulation: Vielleicht war ein einflussreicher Entscheider der MIT-Auswahlkommission einmal in eine junge Südamerikanerin verliebt, und ihre Geschichte triggerte etwas in ihm, ohne dass er sich dessen bewusst war. Vielleicht saß sie zufällig bei einem Besuch eines Microsoft-Directors neben ihm bei einem Dinner mit Nachwuchsstudenten und hat genau ein Thema angesprochen, dass ihn interessiert. Vielleicht ist ihr Erfolgsweg gepflastert mit glücklichen Zufällen? NEIN! Nicht VIELLEICHT, ganz sicher! Wenn Du nun denkst „Hier spricht der Neid aus ihm.“; ich kann es dir nicht verübeln.

Aber ich denke und sage nicht, es waren nur glückliche Zufälle. Sie hat mit Sicherheit hart gearbeitet, ist intelligent, sozial kompetent und charmant. Das Problem ist die kausale Verknüpfung (unbewusst und beiläufig) zwischen dem Handeln (befolge die „fünf, sieben oder zwölf goldenen Regeln) und dem Erfolg. Nicholas Taleb, der Erfolgsautor des Buchs „Der schwarze Schwan“ nennt das „narrative fallacy“, unseren problematischen Hang dazu alles erklären zu wollen. Genau genommen ist dieses Richtung der Ableitung harmlos. Ihre Umkehrung jedoch nicht! Was passiert denn mit den Millionen anderen „Glücksjägern“, die hart arbeiten, ausdauernd, intelligent, sozial kompetent und charmant sind und die logischerweise nicht alle eine solche Glückssträhne haben? (Es muss sogar eine Person geben, die bei allen Vorhaben eine Pechsträhne hat. Ich mache hier eine Schreibpause und gedenke ihrer…denn sie oder er ist die wahre Heldin, der wahre Held). Tragisch wird es, wenn es zu der Ableitung kommt: Ich bin nicht super-erfolgreich, also habe ich nicht hart genug gearbeitet, bin nicht intelligent, kompetent, sozial oder charmant genug. Dann ist die Depression vorprogrammiert und führte schon bei einigen Menschen bis hin zum Selbstmord.

Eine Frage, welche mich seit Jahrzehnten begleitet ist: „Wie kommt das Neue in die Welt?“. Ich habe immer noch nicht auch nur einen Ansatz für eine gute Antwort. Aber eines kann ich mit Sicherheit sagen: Das Neue bedingt das Scheitern. Alles Neue steht auf einem „Scheiter“-Haufen der vergeblichen Versuche, der fehlenden Finanzmittel, der verkannten Genies, der Ideen zur falschen Zeit oder am falschen Ort, der fehlenden Kontakte und der gestohlenen Kopien.

Doch was wäre der Heldenmythos ohne diese Niederlagen! Ich fordere daher eine Gedenktag für alle die gescheiterten Versuche der Menschen, welche vor Ideen sprühen, Künstler, Musiker, Unternehmer! Die machmal sogar um die Möglichkeit des Scheiterns – das Große Risiko – wussten, es meistens aus unverbesserlichem Optimismus und Enthusiasmus ignorierten und trotzdem losgegangen sind.

Ich wünsche dir heute, dass Du all das, wo Du fehl gegangen bist als das siehst, was es wirklich ist: Der Boden und der Dünger auf dem das Neue in die Welt kommt und gedeiht. Möge Joe mit dir sein 🙂

Liebe und Licht

 

 

 

P.S: und Du bist nicht allein – https://www.facebook.com/FUNCologneGermany

Über Mythen: Wir lieben Geschichten. Damit diese verrückte Welt für uns erklärbar wird, müssen wir das, was wir selbst erleben oder über andere erfahren in eine Geschichte packen. So funktioniert unser Gehirn. Wir schaffen Mythen. Das Wort Mythos wird heute häufig in Zusammenhang mit unwahren Geschichten gebraucht, aber die ursprüngliche Bedeutung des Wortes Mythos deutet auf eine universale Geschichte, mit der wir unser menschliches Dasein, unsere Eigenart, unser menschliches Wesen beschreiben. (Im weiteren Sinne beschreibt ein Mythos das Wesentliche eines Phänomens, ganz gleich, ob es sich um etwas natürliches oder abstraktes, oder etwas göttliches handelt). Einer der universalsten Mythen ist der Heldenmythos: Der Held ist zu Beginn ein einfacher Mensch, doch er wird vor eine große Aufgabe gestellt. Zu Beginn ist er voller Enthusiasmus und Entschlossenheit, doch im Laufe der Geschichte wird sein Mut, seine Ausdauer und sein Mitgefühl auf eine harte Probe gestellt. Er gerät an seine Grenzen, das Glück wendet sich von ihm ab (scheinbar), er ist alleine, verzweifelt, will aufgeben. Und dann kommt dieser Moment, in dem  er dennoch nicht aufgibt, einfach weitermacht. Es ist dieser Moment, der ihn zum Helden macht. Und siehe da, wie durch ein Wunder scheinen die Götter sich nun auf seine Seite zu schlagen und er vollbringt das scheinbar Unmögliche. Der Heldenmythos wurde intensiv von dem Philosophen Joe Campbell untersucht, und Du kannst den Heldenmythos in fast jedem Hollywood-Film wiederfinden.

Mittwoch, 10.Juni 2015
von Martin Neumann
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Sterne gucken für Blinde?

Am Freitag hatte ich die Ehre und das Vergnügen, den Besuchern der Sternwarte Sankt Andreasberg etwas über universe2go zu erzählen.

Die Sternwarte St. Andreasberg ist die höchstgelegene Sternwarte Norddeutschlands und liegt auf über 700 Metern mitten im Harz. Da sie sich innerhalb des Gebäudekomplexes des „Internationalen Haus Sonnenberg“ befindet, kann man dort auch gut Urlaub machen und Wandern und „Sterne gucken“ gut kombinieren. Das Besondere an dieser Sternwarte: Sie hat sich auf die Fahnen geschrieben auch Menschen mit Behinderungen einen Zugang zur Astronomie zu verschaffen. Sie soll in den nächsten Jahren zu einer komplett barrierefreien Sternwarte ausgebaut werden.

Da passt natürlich universe2go gut rein, weil seit zwei Wochen die Version mit „Voice Over“ für blinde Menschen und Menschen mit Sehbehinderungen im App-Store verfügbar ist.*
„Sterne gucken für Blinde?“ – ist die übliche Reaktion darauf, wenn ich davon erzähle. „Die können doch gar keine Sterne sehen!“ Ja, das stimmt. Aber Astronomie ist mehr als nur  ein visuelles Vergnügen. Immerhin kann universe2go mit der Stimme von Gerhard Fehn über 3 Stunden unterhaltsam und informativ daher plappern, wenn man es lässt 😉

Und durch die Astro-Brille bekommt man ein Gefühl für die Position und die Bewegung der Sterne und der Sternbilder auch wenn man sie nicht sieht. Nach zwei Jahren Entwicklungsarbeit kann ich euch sagen, dass ich selbst in meinem Büro ziemlich genau weiss, welche Sterne gerade wo am Himmel stehen. Das ist ein schönes Gefühl. Subtil und ungewöhnlich.Vielen Dank nochmals an Utz Schmidtko für die Einladung. Ich bin sicher, dass das der Beginn einer wundervollen Astro-Freundschaft ist 😉

Heute wünsche ich dir einfach mal ganz simpel: clear skies.

Liebe & Licht

 

 

* Mein besonderer Dank gilt hier dem lieben Menschen und begeisterten Astronomen Gerhard Jaworek, der die Version getestet und wertvolle Hinweise gegeben hat.

Mittwoch, 3.Juni 2015
von Martin Neumann
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Venus, wo bist Du?

Letzte Woche war ich mit Niklas Wandern auf Korsika. Das war eine sehr schöne Vater-Sohn-Tour.

An einem Tag war die Luft so klar, dass man die Venus den ganzen Tag beobachten konnte. Wir sind auch auf meinen Lieblingsberg den Monte San Petrone gestiegen, von dem man fast die ganze Insel und das Meer mit seinen Inseln (Elba, etc.) überblicken kann (Foto folgt evtl. noch…).

Die Sichtung der Venus am Tage fasziniert mich immer wieder, denn das ist ein faszinierender Effekt. Es dauert am Anfang ein paar Minuten, bis man sie im grenzenlosen Blau entdeckt hat. Wenn man sie einmal wahrgenommen hat, erscheint sie ganz deutlich und strahlend.

Ich habe daher am Strand liegend herumexperimentiert (ich kann nicht lange „einfach so“ daliegen…). Man kann die Venus nur entdecken, wenn man die Augen von der direkten Sonne abschattet, aber wenn man sie gesichtet hat, kann man sie tatsächlich selbst im strahlenden, die Augen streifenden Sonnenschein ohne Abschattung der Augen sehen. Unsere Augen sind schon ein unglaubliches Wunderwerk! Ich glaube (für mich) entdeckt zu haben, dass das „Venus-Sehen“ nicht einfach eine rein optische Angelegenheit ist. Ich habe die Position der Venus mit der unter Astronomen üblichen Zuhilfenahme der Hände und Finger am ausgestreckte Arm ziemlich exakt im Verhältnis zur Sonne und dem Mond lokalisiert. Wenn ich dann für einige Minuten nicht mehr hingeschaut habe, war sie plötzlich „verschwunden“. Erst nach einem „Suchtraining“ der Augen an der vermuteten Position von ca. 1 Minute war sie plötzlich wieder da. Ich glaube, dieses Venus-Sehen ist so eine Art Augen-Hirn-Gemeinschaftsproduktion. Dafür spricht auch, dass sich die Venus sich auf meiner 12-Megapixel-Kamera nicht abbilden liess (das Foto stammt leider nicht von mir). Vielleicht machte die Kamera auch eine automatische Bildfehler-Korrektur und hat die Venus entfernt. So a la „Ist das Kunst, oder kann das weg?“

Wie dem auch sei. Die Venus am hellichten Tag als dritten astronomische Körper (neben Sonne und Mond) am Himmel zu entdecken, macht mir immer wieder Riesenspass. Du solltest es auch mal versuchen! Zur Zeit geht das ganz gut. Am leichtesten ist es, wenn der Mond in ihrer Nähe steht und als Wegweiser dienen kann.

Ich wünsche Dir heute, dass Du die Wunder dieser Erde immer wieder neu entdeckst. Im Großen, im Kleinen, im Alltäglichen, im Strahlenden oder in der Stille.

Liebe & Licht

 

 

 

Montag, 30.März 2015
von Martin Neumann
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Unvermeidlich

Ich weiss nicht,ob ich es schon erwähnt habe, aber ich lese weder eine Zeitung noch sehe ich Fern oder höre Radio. Was ich wissen muss, erfahre ich auch so. 

Unvermeidlich, die Flugzeug-Tragödie der letzten Woche wahrzunehmen. Im Kiosk, an der Tankstelle, bei Facebook. Es sind nur Schlaglichter, so wie Bewegungen im Stroboskop-Licht und doch ergibt sich schnell ein Gesamtbild. Unvollständig, doch was ist schon das vollständige Bild? Wir werden es nie erfahren.

Zunächst schaltet sich mein Verstand ein. Hätte man es nicht verhindern können? Tausend technische Lösungen kommen mir in den Sinn, alle unausgereift, aber die Problemlösemaschine mag nicht akzeptieren, dass es keinen Weg gibt. Es ist auch einfach eine Lösung zu finden, welche genau diesen einen spezifischen Fall hätte verhindern können. Aber was wäre dadurch gewonnen? Der Erfindungsreichtum des Menschen ist unbegrenzt, im Guten, wie im Schlechten. 

Meine Seele benötigt länger die Information zu begreifen. Geht aber tiefer im Verstehen. Die Angehörigen, Freunde und Liebsten der Opfer verdienen unser Mitgefühl. Und sie benötigen sicher auch viel Zeit um ihren Frieden und ihre Freude wiederzufinden, was ich ihnen von ganzem Herzen wünsche. Was ist mit dem Täter? Wie tief muss der Schmerz in einem Menschen sitzen, damit er eine Tat begehen kann, die so weit von der menschlichen Natur entfernt ist? Ist es nur sein Schmerz, welchen er im Elternhaus, der Schule, im Bekanntenkreis angesammelt hat. Wahrscheinlich nicht. Oft ist diese Art von seelischem Schmerz bereits in den Eltern vorhanden und wird an die Kinder weitergegeben. In hellen Momenten kann ich meinen „geerbten“ Schmerz erkennen und auch erkennen, wie ich Schmerz an meine Kinder weitergebe. Es scheint wie ein endloser Teufelskreis, denn dieser Schmerz lässt uns Taten begehn, die wiederum den Schmerz in dieser Welt nähren und ihn verstärken. Und so sehe ich, dass nicht nur dieser Mann diese Tat begannen hat, sondern dass dies uns alle angeht. Wann haben wir unsere Hilfe versagt, wenn wir sie hatten geben können? Wann haben wir unseren Wut an einem anderen ausgelassen, obwohl er uns die Hand zur Versöhnung gereicht hat? Wann haben wir gestresst nicht wirklich zugehört, als jemand unsere ungeteilte Aufmerksamkeit gebraucht hat? Wann haben wir egoistisch unsere eigenen, rechtmässigen Bedürfnisse in den Vordergrund gestellt ohne die Bedürfnisse von anderen dagegen abzuwägen?

Can the circle be unbroken, my oh my Lord?

Ganz sicher! Daran glaube ich. Wir wurden nicht alleine gelassen und es gibt eine große Macht in uns, die alles zu heilen vermag: die Liebe. Sie lässt uns dem Menschen vergeben. Was der Verstand niemals zu akzeptieren vermag, denn vergeben heisst nicht „akzeptieren und gut heissen, was nicht gut ist“, sondern erkennen und Mitgefühl zu empfinden. Nicht nur für die Opfer, sondern auch für die Menschen, die uns monströs erscheinen in  ihrer Grausamkeit, Herzenskälte und Machthunger.

Liebe und Licht

  

Mittwoch, 18.März 2015
von Martin Neumann
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Verpasste Chancen

Polarlichter sind ein in unseren Breiten eher selten zu beobachtendes Himmelsphänomen. Ich habe zum Beispiel noch nie welche gesehen. Immer kam etwas dazwischen. Gestern und heute bin ich geschäftlich im Rheinland unterwegs. Und gestern Abend gab es Polarlichter in Deutschland zu sehen. Hier in Bonn konnte ich visuell aber nichts wahrnehmen. Sehe aber gerade auf Facebook, dass jemand wundervolle Polarlicht-Fotos unweit meines Hauses (Horn) aufgenommen hat. Aaargghhhh….

Was macht man damit? Seit meiner Kindheit möchte ich mal Polarlichter sehen. Zwar habe ich schon einmal welche aus einem Flugzeug gesehen (also doch!), aber das hat meinen Wunsch nach diesem visuellen Erlebnis nur verstärkt. Und nun bin gerade weg, wenn mal welche bei mir vor der Haustür (im wahrsten Sinne des Wortes) ein Gastspiel geben.

Zut. Was macht man damit? Sich ärgern über die Ungerechtigkeit des Schicksals? Besser vorbereitet sein? Nach Nord-Norwegen fliegen (nehme ich mir jedes Jahr vor…)? Oder einfach zufrieden damit sein, dass man einen interessanten Abend verbracht hat. Sich in der Vorfreude baden, dass die Lichter sicher noch mal zu mir vor die Haustür kommen.

Ich wünsche Dir heute, dass Du verpassten Chancen nicht nachtrauerst. Es gibt immer eine neue. Ganz gewiss an jedem neuen Tag.

Liebe & Licht

  

Freitag, 20.Februar 2015
von Martin Neumann
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Kein Entkommen

Habe vor Kurzem das Buch „Das Wunder des Seins“ von Jeff Foster gelesen. Die Kernaussage: Es gibt keine Erleuchtung, kein Erwachen (im Sinne von awakened oder auch im Sinne von Buddha, denn Buddha bedeutet „der Erwachte“), denn es gibt kein Selbst, welches erleuchtet oder erwacht sein könnte.

Die Idee ist nicht neu, aber Jeff treibt sie konsequent auf die Spitze. Zum Beispiel indem er sich selbst immer als „the Jeff“ bezeichnet. Das machte Jonathan übrigens bis vor kurzem auch noch so. Wenn er Unsinn gemacht hatte und ich ihn fragte, „Wer hat das gemacht?“, dann antwortete er mit: „Der Jonathan“. Nun ja, jetzt ist sein Ego erwacht und sein wahres Wesen laut buddhistischer Lehre „eingeschlafen“. Denn sonst könnte er ja später nicht wieder erwachen. Oder eben nicht erwachen, wie Jeff meint.

Ich finde das Buch toll. Es steht zwar nichts darin, was nicht Alan Watts vor 30 Jahren auch schon gesagt hätte (interessanterweise zitiert Jeff Dutzende von weisen Persönlichkeiten, aber ausgerechnet Alan nicht. Zufall?), aber dennoch ist es mit einer erfrischenden Schärfe und zum Teil auch großer Klarheit vorgetragen. Da es kein Erwachenden gibt, kann es natürlich auch keine Gurus und keine wahren Lehren geben. Denn alles ist, was es ist. Jede Art von geistiger „da-Zutat“ macht das Leben, das Universum nicht schmackhafter sondern fahl.

Und doch: mein kritischer Geist argwöhnt schon, dass „der vollkommen im Jetzt und im Dasein aufgelöste Jeff“ auch wieder nur eine Geschichte ist, und er bald noch mehr „Nicht-Erwachen“-Bücher schreibt und teure Seminare anbietet. Von irgendwas muss man ja schließlich leben 😉

Zu diesem Thema gibt es übrigens ein wundervolles altes Gedicht von der Zen-Nonne Chiyono (Hintergrund: Chiyono trug einen Eimer mit Wasser, in dem sich der Mond spiegelte. Plötzlich fiel der Eimer auseinander, das Wasser floss aus und die Spiegelung des Monds war verschwunden):

Auf diese und jene Weise versuchte ich,

den Eimer zusammenzuhalten,

in der Hoffnung, der schwache Bambus

werde nicht reißen.

Plötzlich brach der Boden durch…

Kein Wasser mehr,

kein Mond mehr im Wasser –

Leere in meiner Hand.

Besser kann man es nicht sagen, selbst wenn man ein ganzes Buch darüber schreibt.

Ich wünsche Dir heute, dass Du erkennst, dass es kein Ziel für dein Leben gibt, das allem Streben nur der Wert zukommt, den es Hier und Jetzt hat. Tut es Dir und anderen gut? Dann mache weiter. Schadet es Dir oder anderen? Dann lasse es sein.

Liebe & Licht