Martin Neumann's Blog

Kein Entkommen

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Habe vor Kurzem das Buch „Das Wunder des Seins“ von Jeff Foster gelesen. Die Kernaussage: Es gibt keine Erleuchtung, kein Erwachen (im Sinne von awakened oder auch im Sinne von Buddha, denn Buddha bedeutet „der Erwachte“), denn es gibt kein Selbst, welches erleuchtet oder erwacht sein könnte.

Die Idee ist nicht neu, aber Jeff treibt sie konsequent auf die Spitze. Zum Beispiel indem er sich selbst immer als „the Jeff“ bezeichnet. Das machte Jonathan übrigens bis vor kurzem auch noch so. Wenn er Unsinn gemacht hatte und ich ihn fragte, „Wer hat das gemacht?“, dann antwortete er mit: „Der Jonathan“. Nun ja, jetzt ist sein Ego erwacht und sein wahres Wesen laut buddhistischer Lehre „eingeschlafen“. Denn sonst könnte er ja später nicht wieder erwachen. Oder eben nicht erwachen, wie Jeff meint.

Ich finde das Buch toll. Es steht zwar nichts darin, was nicht Alan Watts vor 30 Jahren auch schon gesagt hätte (interessanterweise zitiert Jeff Dutzende von weisen Persönlichkeiten, aber ausgerechnet Alan nicht. Zufall?), aber dennoch ist es mit einer erfrischenden Schärfe und zum Teil auch großer Klarheit vorgetragen. Da es kein Erwachenden gibt, kann es natürlich auch keine Gurus und keine wahren Lehren geben. Denn alles ist, was es ist. Jede Art von geistiger „da-Zutat“ macht das Leben, das Universum nicht schmackhafter sondern fahl.

Und doch: mein kritischer Geist argwöhnt schon, dass „der vollkommen im Jetzt und im Dasein aufgelöste Jeff“ auch wieder nur eine Geschichte ist, und er bald noch mehr „Nicht-Erwachen“-Bücher schreibt und teure Seminare anbietet. Von irgendwas muss man ja schließlich leben 😉

Zu diesem Thema gibt es übrigens ein wundervolles altes Gedicht von der Zen-Nonne Chiyono (Hintergrund: Chiyono trug einen Eimer mit Wasser, in dem sich der Mond spiegelte. Plötzlich fiel der Eimer auseinander, das Wasser floss aus und die Spiegelung des Monds war verschwunden):

Auf diese und jene Weise versuchte ich,

den Eimer zusammenzuhalten,

in der Hoffnung, der schwache Bambus

werde nicht reißen.

Plötzlich brach der Boden durch…

Kein Wasser mehr,

kein Mond mehr im Wasser –

Leere in meiner Hand.

Besser kann man es nicht sagen, selbst wenn man ein ganzes Buch darüber schreibt.

Ich wünsche Dir heute, dass Du erkennst, dass es kein Ziel für dein Leben gibt, das allem Streben nur der Wert zukommt, den es Hier und Jetzt hat. Tut es Dir und anderen gut? Dann mache weiter. Schadet es Dir oder anderen? Dann lasse es sein.

Liebe & Licht

 

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