Martin Neumann's Blog

Mein perfektes Leben

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Eines Tages kam ein alter Mönch zu Besuch in ein japanisches Kloster, welches wegen seines außergewöhnlich schönen Gartens berühmt war. Er wollte heraus finden, warum der Garten als so eindrucksvoll galt und versteckte sich daher hinter einem Busch. Er beobachtete einen jungen Mönch, der voller Hingabe den Garten pflegte. Er hob Blätter und Zweige auf, die er sehr sorgsam betrachtete. Wenn sie ihm gefielen, legte er sie in seinen Korb. Fand er sie nutzlos, kamen sie in den Abfall. Anschliessend, nach einer langen Teepause, verteilte der junge Mönch die Blätter und Zweige im ganzen Garten. Er nahm sich für jedes ganz viel Zeit. Sein Sinn für das Detail war schier unglaublich.
Da sprang der alte Mönch hinter dem Busch hervor und gratulierte dem jungen Mönch: „Das ist eine wirklich großartige Arbeit. Sehr eindrucksvoll. Dein Fleiß und deine Hingabe verdienen höchstes Lob. Und dein Garten ist … nahezu perfekt.“ Da erblasste der junge Mönch, denn er wusste, dass man alten, grinsenden Mönchen in Japan mit Vorsicht begegnen muss. „Was meinst Du?“ stotterte er. „Mit nahezu perfekt?“ Dann warf er sich dem alten Mönch zu Füßen und rief: „Meister, ich weiß, Buddha hat dich gesandt, mich zu lehren, wie ich meinen Garten wirklich perfekt gestalten kann. Lehre es mich, bitte.“
Da ging der Alte zu dem Pflaumenbaum, welcher in der Mitte des Gartens stand und umarmte ihn. Und auch wenn er schon alt und betagt war, hatte er noch immer kräftige Arme, mit denen er nun den Pflaumen schüttelte und rüttelte, was das Zeug hielt, so dass viele Blätter und Zweige herab fielen. „Was hast Du getan?“ rief der junge Mönch. Die Arbeit von Tagen war ruiniert, der Garten sah aus, wie nach einem Sturm. Er hätte den Alten würgen können. Doch dieser blickte sich zufrieden um und sagte: „Jetzt ist dein Garten perfekt.“
(aus Die Kuh, die weinte von Ajahn Brahm)

So ist das auch mit kleinen Kindern. Unser so komfortabel eingerichtetes Leben, voller Kreativität, Achtsamkeit und tiefer Spiritualität wird ganz furchtbar durcheinander gewirbelt. Auch diese Fähigkeit teilen kleine Kinder mit alten Mönchen.
Vielleicht ist das der Grund, warum viele besonders „spirituelle“ Menschen keine Kinder haben oder haben wollen?
Ich liebe wilde unordentliche Gärten.

Ich wünsche Dir heute, dass Du erkennst, dass Buddha dir Meister in allen Formen sendet, um dich das Leben zu lehren. Auch wenn das manchmal wirklich störend ist ;-).

Liebe & Licht
Martin

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