Martin Neumann's Blog

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Die Identität von Relativem und Absolutem

Der Geist des großen Weisen aus Indien
Ist vertraut von Westen nach Osten übermittelt worden.
Unter Menschen gibt es Weise und Narren;
Auf dem Weg gibt es keinen Lehrer des Nordens und des Südens.
Die subtile Quelle ist klar und hell,
Die sich verzweigenden Ströme fließen in der Dunkelheit.
An Dingen zu haften ist uranfängliche Täuschung
Dem Absoluten zu begegnen ist noch nicht Erleuchtung.
Alle Sphären, alle Sinne und Felder,
vermischen sich selbst dann, wenn sie allein strahlen,
Interagieren selbst dann, wenn sie miteinander verschmelzen.
Und doch bleiben sie an ihren Orten in ihren eigenen Ausdrucksformen.
Phänomene unterscheiden sich hauptsächlich hinsichtlich ihrer Form und ihres Wesens
Und Klänge hinsichtlich ihrer rauen und beruhigenden Färbung.
Die Dunkelheit macht alle Wörter zu einem;
Die Helligkeit unterscheidet gute und schlechte Ausdrücke.
Die vier Elemente kehren zu ihrer wahren Natur zurück, wie ein Kind zu seiner Mutter.
Feuer ist heiß, Wasser ist nass, Wind bewegt sich und die Erde ist fest.
Auge und Form, Ohr und Klang, Nase und Geruch, Zunge und Geschmack, süß und sauer –
Unabhängig voneinander wie Blätter, die von der gleichen Wurzeln abstammen;
Und obwohl Blätter und Wurzeln zur Quelle zurückkehren müssen,
Haben Wurzeln und Blätter ihren Nutzen.
Licht ist auch Dunkelheit, doch bewege dich mit ihr nicht als Dunkelheit.
Dunkelheit ist Licht, sehe sie nicht als Licht.
Licht und Dunkelheit sind nicht eins, nicht zwei,
Wie der vordere und hintere Fuß beim Gehen.
Jedes Ding hat sein eigenes Sein,
Das sich von seinem Ort und seiner Funktion nicht unterscheidet.
Das Relative passt zum Absoluten wie ein Behälter zu seinem Deckel.
Das Absolute begegnet dem Relativen,
wie zwei Pfeile in der Luft aufeinandertreffen.
Wenn du dies hörst, dann nimm einfach die Quelle wahr!
Entwickle keinen Maßstab; Wenn Du den Weg nicht siehst,
siehst du ihn auch nicht, während du auf ihm gehst.
Wenn du den Weg gehst, kommst Du nicht näher und schreitest nicht weiter fort.
Wer dies nicht sieht, ist Berge und Flüsse davon entfernt.
Hört: ihr, die ihr diese subtile Sache ergründen wollt:
vergeudet eure Zeit weder bei Nacht noch bei Tag!

Sekitō Kisen (Schüler des 6. Patriarchen Enō)

Ich wünsche Dir heute, dass diese Wort dir den Pfad zur Quelle weisen mögen.

Liebe & Licht
Martin

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